Warum über die Augen?

Unsere Augen sind einer der wichtigsten Wahrnehmungskanäle und generieren rund 60-70% unseres Inputs. Der Begriff „Input“ bezeichnet in der Neuroathletik das, was wir als Informationen aus der Umwelt wahrnehmen. Die eigentliche Interpretation bzw. das Sehen findet erst im Gehirn statt. Die Augen sind also, wie alle anderen Sinnesorgane auch, eine direkte Tür zum Gehirn. Zitat von Marc Nölke: „Das Gehirn ist der schnellste Weg um Leistung zu verändern“.

 

Blickstabilisierung und Blickverfolgung

Mit Blickstabilisierungsübungen schaffst Du Konzentration und Fokus. Wenn Deine Augen ruhig sind, interpretiert Dein Gehirn „Ruhe und Sicherheit“ und sendet diese Infos zurück in den Körper aus. Dein Körper entspannt sich und Du kannst Dich besser fokussieren. Es gibt extra Übungen, wie die Open Mind Mediation oder den Achterlauf (trainiert auch peripheres Sehen), welche sich genau mit dieser Thematik beschäftigen. Bei der Blickstabilisierung ruhen die Augen auf einem bestimmten Punkt. Dies geschieht entweder in Ruhe oder in Bewegung. Wenn sich das Zielobjekt bewegt und man selbst nicht in Bewegung ist spricht man von Blickverfolgung, obwohl der Blick natürlich gleichzeitig stabilisiert wird.

 

Der Achterlauf

Diese Übung eignet sich besonders gut bei Reitern, die viel nach unten auf ihr Pferd schauen. Beim Achterlauf wird neben der Blickstabilisierung auch das periphere Sichtfeld trainiert. Durch das Fixieren des Blickes auf einen Punkt und das gleichzeitige bewegen im Raum, sammelt unser Gehirn die Information, dass wir uns bewegen können, ohne alles mit dem Blick um uns herum wahrnehmen zu können. Das Signal, welches dabei vermittelt wird: Ich bin sicher. Ich kann mich im Raum bewegen, auch wenn ich nicht nach unten schaue und alles ist gut. Probiere die Übung unbedingt aus, wenn Du oft nach unten schaust oder immer mit vielen Leuten in der Halle bist. Sie ist Gold wert.

 

Übungsaufbau: Dazu stellst Du einfach 2 Hütchen im Abstand von ca. 4 m vor einen der Bahnbuchstaben auf. Ich nutze dazu gerne die kurze Seite, also vor A oder vor C. Nun fixierst Du den Buchstaben und läufst in einer Acht um die Hütchen, ohne den Blick von dem Buchstaben abzuwenden.

Das große H für mehr Konzentration und Fokus

Eine weiterte Übung für die Blickstabilisierung und Blickverfolgung ist das große H.

Dazu nutzt Du am besten einen Bedruckten Stift oder eine gut lesbare Visitenkarte. Du suchst Dir einen Buchstaben aus und hältst ihn eine Armlänge von Dir entfernt auf Augenhöhe vor den Körper. Dein Blick ruht nun auf dem Buchstaben, während Du mit der Hand die den Zielbuchstaben hält ein großes H vor Dir in die Luft schreibst. Ziel ist, dass Du die ganze Zeit den Buchstaben gut fixieren kannst und ihn scharf siehst. Dein Kopf sollte sich dabei nicht bewegen, nur die Augen. Es hilft sich vorzustellen, dass sich die Nasenspitze nicht bewegen darf.  Überlege ob das Blickverfolgen in alle Richtungen gleich gut geht. Solltest Du Schwierigkeiten zu einer oder mehreren Richtungen haben trainiere diese. 

Blicksprünge geben Selbstsicherheit

Eine weitere Übung, um mentale Stärke zu fördern und Angst zu reduzieren sind Blicksprünge. Dazu suchst Du Dir eine Situation die Dir Unbehagen bereitet hat. Vielleicht einen Sturz vom Pferd aus der Vergangenheit oder eine blöde Situation, wo Du die Kontrolle verloren hast. Vielleicht sogar etwas, wovor Du Angst um Dich oder Dein Pferd hattest oder noch hast. Dann bewertest Du die Situation mit einer Zahl zwischen eins und zehn. Eins steht hier für ganz wenig, also kaum Angst, eher so ein doofer Nachgeschmack und zehn ist der worst case, das Horror Szenario, was Du auf keinen Fall nochmal erleben möchtest. Wichtig ist das die Zahl aus dem Bauchkommt, also die Erste, die Dir in den Sinn kam. Veräppele Dich an dieser Stelle nicht selbst. Nehmen wir mal an, Du hast die Sieben gewählt. Es war also schon richtig blöd, aber schlimmer geht immer. Jetzt machst Du die Blicksprunge vom rechten zum linken Daumen ca. eine Minute lang (stell Dir einen Timer). Bewerte nach der Übung die Situation neu mit der ersten Dir in den Sinn kommenden Zahl. Im optimalen Fall ist diese jetzt gesunken. Diesen Vorgang kannst Du nun so oft wiederholen bist Du unter Drei gekommen bist. Mit dieser Methode kann man Angstsituationen und Traumata besser bewältigen. Einfach ausprobieren und sich überraschen lassen. Für die Blicksprünge kannst Du einfach Deine Arme vor den Körper ausstrecken und beide Daumen aufstellen. Jetzt beide Daumen mit etwas Abstand so positionieren, dass sie gut im Sichtfeld liegen. Der Kopf sollte sich nicht bewegen. Jetzt springst Du mit beiden Daumen schnell vom linken zum rechten Daumennagel und wieder zurück.

 

 Statt dem Daumen kannst Du auch Vision Sticks (siehe Bild) oder zwei Visitenkarten mit gut lesbaren Buchstaben verwenden.

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