Frustriert in der Reiterwelt
Diesen Blog schreibe ich sehr bewusst an Trainer und Interessierte. Denn durch Gespräche mit Trainerkollegen und meinen Teilnehmern aus meinem Trainerkurs – die Mehrzahl ist bereits Trainer – bin ich über dieses Thema gestolpert, das ich schon fast wieder vergessen habe: Frustration als Trainer.
Was ich damit konkret meine, welche Erfahrungen, Tipps und Bewältigungsstrategien ich dazu habe, erfährst du im Folgenden.
Frustration im Alltag eines Trainers
Auslöser, um auf dieses Thema einzugehen, war wirklich das erste Live-Modul meiner Trainerausbildung. An diesem Wochenende kam ziemlich schnell auf den Tisch, was den Trainern immer wieder begegnet und die Frage, wie sie das abstellen können.
Was dabei aufkam:
- Reiter mit trageschwachen Pferden
- Reiter mit lahmen Pferden
- Sitzschulung wird nicht langfristig umgesetzt
Warum kommt Frustration auf?
Frustration entsteht dann, wenn man sich machtlos fühlt. Misserfolge und unfaire Situationen tragen ihren Teil dazu bei. Grund ist, dass man keine Lösung für die Situation hat oder besser gesagt, bisher nicht die richtige Lösung hat.
Gut geschulte Trainer sehen oft viel mehr als mancher „normale“ Reiter. Das Wissen und die Expertise sind sehr viel größer. Dadurch sind aber auch die Erwartungen und Ziele eines Trainers oft anders, vielleicht sogar zu hoch für den Reiter. Der Reiter hat möglicherweise ganz andere Ziele oder ist selbst frustriert und hilflos, weil er bisher noch keine Lösung für seine Probleme gefunden hat.
Kampf gegen die Frustration in der Reiterwelt
Trainer sind also oft frustriert, weil die vereinbarten Ziele fürs Pferd nicht umgesetzt werden können. Der Reiter ist frustriert, weil er ganz andere Schwerpunkte sieht oder einfach bis jetzt nicht die Lösung (selbst) gefunden hat.
Diese Lösung: Kommunikation!
Das klingt jetzt sehr banal, aber reden hilft. Gerade von der Seite des Trainers. Dabei gilt es für den Trainer herauszufinden, was den Reiter beschäftigt, was er als negativ bei seinem Pferd empfindet. Nachfragen und Hinweise helfen dem Reiter auch zu Selbsterkenntnissen.
Natürlich ist es auch von Trainerseite aus wichtig zu kommunizieren, was unbequem für den Reiter sein kann (Schwächen bei Pferd und Reiter), aber wichtig für das Training und die Gesunderhaltung des Pferdes ist.
Bei der Kommunikation gilt:
- Höflich und sachlich bleiben.
- Gute und verständliche Formulierungen finden.
- Die eigene Außenwirkung repräsentieren (freundlich sein, aber für seine Haltung einstehen).
- Erste Verbesserungsvorschläge präsentieren.
Beispiele und Lösungen aus der Praxis
Im Folgenden habe ich vier Beispiele, wie du mit Situationen umgehen kannst, bevor die Frustration richtig zuschlägt.
Beispiel 1: Du kommst zu einem neuen Kunden und sein Pferd ist lahm, gestresst, trageschwach oder der Sattel passt nicht.
Lösung 1: Da du Pferd und Reiter nicht kennst, frag nach: „Dein Pferd wirkt auf mich XYZ. Wie ist das sonst? Wie schätzt du das ein?“
Der Reiter bekommt so die Möglichkeit, sich zu erklären oder wird so auf ein Problem hingewiesen, was ihm bislang nicht bewusst war.
Beispiel 2: Du kommst zu einem Kurs mit lahmen und/oder trageschwachen Pferden.
Lösung 2: Sprich die Situation an und positioniere dich dazu. Biete allerdings auch Alternativen:
- Übungen am Boden
- Theorie
- Komplett abbrechen und Netzwerk anbieten (Tierarzt, Therapeut, andere Trainer)
Hier stehst du als Trainer mit in der Verantwortung für das Pferd. Ein Pferd mit Schmerzen wird nicht trainiert und schon gar nicht geritten.
Beispiel 3: Der Reiter versteht mich nicht oder setzt nicht weiter um. Warum?
Lösung 3: Suche die Kommunikation. Sei dabei immer freundlich, aber bring das Thema auch auf den Punkt. Je nach Reaktion biete dem Reiter neue Möglichkeiten, Alternativen und Ressourcen (Bsp. Videoanalyse: Reiter sieht sich selbst und versteht besser). Gib dem Reiter das Gefühl, dass er deine Unterstützung hat und ermutige ihn. Oft hakt es in der Umsetzung, weil der Reiter sich schwertut oder bisher nicht das richtige Verständnis hat.
Beispiel 4: Tolles Pferd und Reiter, aber der Reiter diskutiert alles mit dir aus und setzt auch nur halbherzig um oder ist schwer belehrbar. Er raubt dir immer wieder die Energie. Das Training kommt dadurch nicht recht voran.
Lösung 4: Das mag dich vielleicht überraschen, aber frag dich, ob du diesen Kunden wirklich benötigst. Oder ob dir andere Kunden lieber sind. Du kannst hier das Gespräch sicher suchen, aber oft gestaltet sich das schwierig.
Wenn du den Kunden willst, dann lerne zu akzeptieren, dass der Reiter so ist, wie er ist und distanziere dich etwas.
Du siehst, in den Beispielen geht es immer wieder um eine freundliche, aber auch klare Kommunikation, aber auch um eine klare Positionierung. So kannst du für dich verhindern, dass du frustriert bist.
Positioniere dich
Gerade in der Reiterwelt gibt es sehr viele unterschiedliche Meinungen und Realitäten. Man selbst muss nicht alles verstehen und auch nicht alles gutheißen. Das Wichtigste für dich sollte sein, dass du alles mit deinem Gewissen vereinbaren kannst. Natürlich steht das die Gesundheit des Pferdes immer an erster Stelle. Aber auch deine Eigenverantwortung.
Das bedeutet: Finde heraus, wo du als Trainer stehst und was du möchtest.
- Was möchte ich als Trainer wirklich?
- Welche Zielgruppe habe ich?
- Was ist meine Expertise?
- Was macht mir Freude?
- Womit möchte ich in Verbindung gebracht werden?
Frustration ist nur ein Zwischenschritt, weil du auf diese Fragen noch keinen Antworten hast. Beantworte sie dir und positioniere dich. Auch dies kannst du mit einer angepassten Kommunikation nach außen.
Ein Gangpferdereiter wird sich nicht zu dir orientieren, wenn du anbietest, wie man am Besten über den Sprung kommt und kurze Anreitwege zum Hinderniss präsentierst. Und ein Dressurreiter kommt nicht zu dir, wenn du über die Verbesserung des Tölts sprichst.
Du hast es selbst in der Hand! Verändere dein Umfeld, wenn du in deinem jetzigen nicht angekommen bist und es dich frustriert.
Warum ich kaum mit Frustration zu tun habe
Tatsächlich war das Thema Frustration vor dem Gespräch mit meinen Trainern so gut wie aus meinem Kopf verschwunden. Woran das liegt?
Ich habe durch meine klare Positionierung in den meisten Fällen motivierte und sehr reflektierte Reiter als Kunden.
Stimmt mal etwas nicht, hole ich die Reiter von ihren Pferden und empfehle Therapeuten, Tierärzte oder auch ein angepasstes Training. Die Reiter sind immer wieder dankbar, denn oft war ihnen nicht bewusst, worauf ich sie nun mit der Nase gestoßen habe.
Meine Positionierung: Pferd und Reiter sind in einem engen Austausch über den Sitz. Ist dieser funktional, genauer gesagt physiologisch, profitiert das Pferd vom Reiter. Mir ist dabei egal, aus welcher Sparte der Reiter kommt. Hauptsache, er möchte für sich und sein Pferd das Beste und sieht die Verbesserung des Sitzes als eine Möglichkeit, das Beste zu erreichen.
Wege aus der Frustration finden
Manchmal ist es gar nicht so leicht, zu erkennen, wo die eigene Positionierung eigentlich liegt. Was ist das eigene Steckenpferd? Was sind die wirklichen Gründe für meine Frustration? Und wo finde ich die Lösung?
Eine Lösung dazu kann ich dir anbieten: Werde Teil meiner Reiter bewegen® Trainerausbildung. Denn genau solche Fragen klären wir. In der Ausbildung geht es um:
- Deine Zielgruppe finden.
- Deine Positionierung herausfinden.
- Deine Kommunikation verbessern.
- Mehr Wissen zum Reitersitz als Lösung für viele Pferd-Reiter-Probleme.
- Weiterentwicklung und Reflexion.
- Lernen voneinander und miteinander.
Du wirst feststellen, dass du nicht allein mit der deiner Frustration bist und diese nur eine Übergangsphase ist. Danach geht es viel besser weiter.
Im Oktober beginnt ein neuer Jahrgang und du kannst dich noch unverbindlich auf die Warteliste eintragen.
Krönchen richten und weitermachen
Zusammenfassend kannst du nun also sagen, dass Kommunikation immer eine Schlüsselfunktion hat, um aus der Frustration zu kommen.
Dabei kannst du Lösungen bieten oder auch auf andere Expertisen verweisen. Die richtige Kommunikation kann ein echter Augenöffner für viele sein, die einfach bislang nicht das richtige Wissen haben oder es nicht richtig umsetzen können.
Kommuniziere deine Werte und steh dahinter. Mach dir klar, welche Zielgruppe du möchtest. Und akzeptiere Dinge, wenn es nicht in deiner Macht liegt, sie zu ändern.
Frustration ist nur ein Zwischenschritt, kein Dauerzustand. Also steh auf, richte deine Krone und mach weiter mit dem, von dem du überzeugt bist.
Benötigst du Hilfe dabei oder hast Fragen zum Lösungsansatz „Reiter bewegen Trainer“, dann wende dich gern an mich:
Tel.: 0171 8664074
E-Mail: info@reiter-bewegen.de
Deine Vanessa-Christin Fautsch