Das Konzept der physiologischen Hilfengebung

Liebe Reiter Bewegen®-Insider,

ein neuer Monat und ein neuer Blogpost ist auf diese Seite getrabt!

Wie bereits in meinem Newsletter diesen Monat angekündigt, habe ich den Monat August unter das Motto “Physiologische Hilfengebung” gestellt. Ein Thema, das ich sehr wichtig finde und aus meiner Sicht als Physiotherapeutin und Sitzcoach für Reiter euch sicher vieles mit euren Pferden erleichtern wird.

In meiner Podcast-Folge #71 bei Spotify und iTunes habe ich euch schon einen Einblick gegeben. Ich weiß, nicht jeder mag Podcasts. Deswegen habe ich euch im Newsletter schon versprochen, dass es diesen Beitrag geben wird.

Hier erfahrt ihr also, was ich unter physiologischer Hilfengebung verstehe und wie du sie in deinem Reitalltag anwenden kannst. Dabei ist nicht alles von meiner Seite aus in Stein gemeißelt. Übernimm gern das, was für dich passt! So und nun, viel Spaß beim Weiterlesen! 

Konzept der physiologischen Hilfengebung beim Reiten

Was sind Reiterhilfen?

Definition Vanessa-Christin Fautsch Reiter bewegen®:

“Die Hilfengebung ist die kommunikative Einwirkung des Reiters auf das Pferd. Sie dient der Verbesserung oder Unterstützung von Bewegungsabläufen, Haltungen und der Ausstrahlung des Pferdes. Im Gegensatz zu Hilfsmitteln wie der Gerte sind Hilfen immer personenbezogen. Eine Hilfe bedeutet also immer Kommunikation und Austausch mit dem Pferd und kann nicht ausgesetzt, wohl aber angepasst und dosiert werden.

Kurz: Hilfen sind induzierte Bewegungsupdates des Reiters, die auf das Pferd übertragen werden.”

So, nun habe ich euch mal meine Definition an den Kopf geworfen. Aber was meine ich damit eigentlich?

Eine Hilfe geht immer von dir aus, also mit 

  • Schenkel
  • Aus- oder einatmen
  • Hand (Zügelhilfe)
  • Beckenstellung (Kippen)
  • Körperspannung (Beckenboden)
  • Stimme
  • Gewichtsverlagerung.

Im Grunde “störst” du das Pferd, um ihm eine neue Bewegungsidee zu geben. Du veränderst dabei seine Energie, seine Körperspannung oder auch seinen Takt. Das tust du beim Reiten von Übergängen, Wendungen, um dein Pferd in eine gesunde Anlehnung zu bringen, etc. 

Hilfen sind also eine stetige Kommunikation mit deinem Pferd. Und diese Kommunikation findet immer statt. Auch und gerade dann, wenn du sie dir gar nicht so richtig bewusst bist.

Physiologische Hilfengebung beim Reiten

Die Hilfen genauer unter der Lupe

Anders als die meisten von euch das vielleicht gelernt haben und so in eurem Reitalltag umsetzen, beginnt bei mir die Hilfengebung mit dem Sitz. Erst danach folgen Schenkel, Zügel und Hilfsmittel.

Primärhilfen: Der Sitz

Der Sitz ist die erste Instanz der Hilfengebung. Warum das so ist? Deinen Sitz spürt dein Pferd vor allen anderen Hilfen. Es spürt, wie du dein Gleichgewicht veränderst, ob du ein- oder ausatmest, deine Anspannung im Bauch oder aber auch, wohin du schaust.

So hört man doch den Reiter auch gern sagen: “Ich möchte mein Pferd gut am Sitz haben, damit es über den Rücken laufen kann. Meine Hilfen sollen fein und kaum zu sehen sein!”

Um diese feine, unsichtbare zu erzielen, ist es sinnvoll, die Hilfengebung mit deinem Sitz zu beginnen!

Sekundärhilfen: Schenkel und Zügel

Primär- und Sekundärhilfen gehören definitiv zusammen. Aus den primären Sitzhilfen folgen ganz physiologisch laufende Bewegung mit Schenkel (Ober- und Unterschenkel) und Hand (annehmende oder nachgebender Zügel). Es besteht immer eine Co-Aktivität zwischen Ober- und Unterkörper, wenn deine Körpermitte (dein Sitz) aktiv ist.

Beispiel zum Ausprobieren: Du möchtest dein Pferd durchparieren

Egal in welcher Form, ob im Übergang oder anhalten, versuche einmal mit deinem Sitz zu starten. Kippe dein Becken ab und atme aus. Dabei wird sich dein Oberschenkel minimal an den Sattel anlegen. Dein Oberkörper kommt einen Hauch zurück, der Widerrist wird frei und der Zügel wird leicht angenommen.

Beispiel zum Ausprobieren: Pferd vom Schritt in den Trab

Richte deinen Körperschwerpunkt aus, spanne deinen Beckenboden an, blicke in die Richtung, in die du reiten möchtest, atme ein. Sage dir im Kopf “Teeeeerab”. Erst dann folgt, je nachdem, auf was dein Pferd konditioniert ist, das Stimmsignal oder die Schenkelhilfe.

In beiden Beispielen resultieren alle Hilfen aus dem Startpunkt Sitz. Dein Pferd wird durchparieren oder antraben. Versuch es mal auf diese Weise. Freue mich natürlich über Feedback von dir dazu!

Zusatzhilfen

Diese Hilfen möchte ich euch nicht unterschlagen. Sie dienen in erster Linie dir, mal von Gerte und Sporen, die eure Hilfen verfeinern, abgesehen.

So zählen dazu:

  • Innere Bilder (Billardkugel im Bauch ausrichten für die Verlagerung des Körperschwerpunktes)
  • Glaubenssätze (ich kann das schaffen)
  • Sitztools (Franklin Bälle)
  • Körperband
  • Tapes
  • etc.
Physiologische Hilfengebung beim Reiten

Häufige Fehler beim Anwenden der Hilfen

Dein Pferd zeigt Widerwillen, die Schulter bricht aus, das Hinterbein bleibt stehen, der Rücken ist weggedrückt, das Pferd geht gegen den Zügel? Häufig zeigen sich solche Missverständnisse bei Übergängen oder anderen Bewegungs-Updates, die du aufs Pferd überträgst.

Und das hat einen Grund. Die meisten Reiten hören auf zu reiten. Sie leiten den Übergang ein und unterbrechen dann die Kommunikation für das Ziel, was sie gern mit dem Pferd erreichen wollen. Dadurch kommt es zu Missverständnissen, weil das Pferd deine Kommunikation anders versteht, als du es dir wünscht.

Also nimm dir beispielsweise Zeit für deinen Übergang. Bereit ihn 2 Schritte vor, reite ihn 2 Schritte und bereite ihn 2 Schritte nach. Wie viele Schritte du benötigst, ist individuell für dich und dein Pferd. Aber sei dir bewusst, dass du mit deinen Hilfen stetig kommunizierst und du das nicht aussetzen kannst.

Fazit: Physiologische Hilfengebung

Das Thema physiologische Hilfengebung ist super spannend. Besonders die Reaktionen der Pferde sind für viele Reiter überraschend.

Ziel unserer Reiterei ist es schließlich immer unser Pferd fein an den Hilfen zu haben, uns und Pferde stetig zu verbessern, und das mit Spaß und Leichtigkeit. Die Art der physiologischen Hilfengebung kann euch dabei weiterbringen!

Fragen – Anregungen?

Falls du noch Fragen hast oder intensiver in das Thema einsteigen möchtest, habe ich gleich mehrere Möglichkeiten für dich:

  1. Du buchst einen Termin bei mir mit deinem Pferd.
  2. Du buchst einen Termin bei mir mit meinem Reitsimulator Joker.
  3. Du meldest dich zu meinem Workshop ohne Pferd, aber mit Joker und Videoanalyse am 27.08. in der Physio-Scheune in Mardorf an.
  4. Du meldest dich zu meinem kostenlosen Infoabend am 23.08. in der Physio-Scheune Mardorf an.

Klingt gut, oder? Ich freue mich jedenfalls jetzt schon über eine Nachricht von dir.

Deine Vanessa-Christin Fautsch

Über die Autorin
Autorin Vanessa-Christin Fautsch

Vanessa-Christin Fautsch

Als Physiotherapeutin, Podcasterin und Günderin von Reiter bewegen® betreut Vanessa-Christin Reiter und Pferde. 

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