Flexibel und stabil
Anja Beran schreibt in ihrem Buch „Der Dressursitz“ in der Zusammenfassung zum Oberkörper und Becken: „oben stabil – unten mobil“ lautet der Slogan, der einen guten Reiter auszeichnet. Dieser Aussage stimme ich in weiten Teilen zu. Damit bezieht sich Anja Beran auf einen ruhigen Rumpf mit stabiler Körpermitte und ein bewegliches Becken, welches die Bewegung des Pferdes aufnimmt. Diese Abgrenzung, ja fast schon Trennung von Ober- und Unterkörper, macht es vielen Reitern schwer, weil dies zunächst ein Eingriff in die weiterlaufende physiologische Bewegung des Menschen ist. Sie benötigen ein gutes Körperbewusstsein, um diese ungewollten Bewegungen zu verhindern und in sinnvolle Sitzhilfen umzuwandeln. Die Physiologie des menschlichen Bewegungsapparates ist sehr komplex und läuft häufig über in Diagonalen. Beim Reiten müssen jedoch einige dieser Mechanismen bewusst aufgebrochen und neu sortiert werden. Deshalb ist Reiten eine der anspruchsvollsten Sportarten, was die eigene Koordination betrifft. Denn für unseren Körper ist es nicht normal, dass oben etwas anderes macht als unten. Diese Fähigkeiten müssen zunächst erworben werden.
Harmonisches Gesamtbild für mehr Balance
Bent Branderup, Gründer und Großmeister der Akademischen Reitkunst, sagte einmal auf einer Veranstaltung: „Der Sitz ist die einzige Hilfe, die Du nicht reduzieren kannst.“ Deshalb lohnt es sich genauer hinzuschauen. Harmonie entsteht oft durch Symmetrie. Rein von der äußeren Form lassen sich so einige Parameter entwickeln, um den Sitz symmetrisch auszurichten. Da wäre zum einen die Positionierung deines Körperschwerpunktes. Dieser liegt ca. eine handbreit unter Deinem Bauchnabel. Du kannst ihn dir wie eine Billardkugel in Deinem Bauch vorstellen. Diese sollte immer mittig ausgerichtet sein und sich möglichst wenig bewegen. Der Oberkörper und die Beine sollten sich ober bzw. unter diesem Körperschwerpunkt (KSP) befinden. Deshalb das Körperlot als zweites Erkennungsmerkmal. Wenn Du Dich einmal beim Reiten von der Seite fotografieren lässt, sollte sich ein Lot aus folgenden Punkten ergeben: Ohr, Schulter, Beckenknochen und Außenknöchel. Liegen diese Punkte auf einer Line, ist Dein Becken in einer neutralen Position und Dein KSP richtig ausgerichtet. Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du Dich in Balance befindest.
Physiologisch
Mit „physiologischer Sitz“ ist ein natürlicher, nicht durch Krankheit oder Bewegungseinschränkung beeinflusster Sitz gemeint. Er ist durchlässig für die Bewegung des Pferdes und verlangt dem Reiter ein gutes Körperbewusstsein und gute koordinative Fähigkeiten ab. Außerdem ist es ein ständiger Prozess, den Sitz neu auszurichten, sich zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
Sitzen mit gutem Gefühl
Einer der wichtigsten Punkte beim Reiten ist das Gefühl. Wir alle lieben diese Marmeladenglasmomente, wo wir mit dem Pferd im Flow sind und sich alles so leicht und natürlich, so einfach anfühlt. So harmonisch macht es einfach nur Spaß gemeinsam Zeit zu verbringen. Diese Glücksmomente gilt es zu suchen und zu verlängern.
Was Du jetzt tun kannst
1. Nutze die Sitzfüßchen als Inspirationsquelle Hier geht’s zum Artikel von Kathrin Branderup-Tannous
2. Abboniere den Reiter bewegen Newsletter